Biofeedback

1. Einführung

EntspannungMenschen beschäftigen sich fast täglich mit der Erfassung ihrer eigenen Körperfunktionen und Eigenschaften, sei es durch das morgendliche Wiegen, das Fiebermessen oder Blutdruckmessen. So gesehen führen viele von uns Arten von Biofeedback aus, sie holen sich Rückmeldung ihres Körpers. Seit den 1960er Jahren gibt es die wissenschaftlich fundierte Methode des Biofeedbacks, die über einen Monitor körperliche Funktionen wahrnehmbar machen kann, die man im Alltag schlecht registriert. Mittlerweile wird Biofeedback erfolgreich bei einem breiten Spektrum an Problematiken eingesetzt, seien es Schlafstörungen, chronische Schmerzen, zur Stressbewältigung oder bei Angststörungen (Crevenna, 2010). Lesen Sie im Folgenden mehr zur Methode Biofeedback und zu den Anwendungsgebieten.

Quellenangaben:
Crevenna, R. (2010). Biofeedback: Basics und Anwendungen. Wien: Maudrich Verlag.

2. Was ist Biofeedback?

Biofeedback WerteMit dem Begriff Biofeedback (Bio Leben und Feedback Rückmeldung) werden Methoden bezeichnet, welche dem Patienten kontinuierlich die eigenen körperlichen Vorgänge rückmelden. Diese Rückmeldung passiert meist optisch über einen Computerbildschirm, auf dem die Körpersignale graphisch verfolgt werden können. Körperfunktionen, die mit dem Biofeedback aufgezeichnet werden, sind die Atemfunktionen, die Hautleitfähigkeit (Schweißdrüsenaktivität als Maß für Erregung), die Herzrate, der Blutdruck etc. Über die Möglichkeit der Beobachtung der eigenen physiologischen Vorgänge, kann erlernt werden, diese positiv zu beeinflussen.

Das Hauptziel des Biofeedbacks ist, Selbstkontrolle über die eigenen körperlichen Vorgänge durch Lernprozesse zu erreichen und das Wohlbefinden zu steigern. Körpersignale werden erfasst, die meist nicht bewusst wahrgenommen werden und können verstärkt rückgemeldet werden. Wer etwa aus einer Anspannung heraus zu schnell atmet, kann am Bildschirm sofort sehen, ob sich die Atmung verlangsamt und tiefer wird. Zusätzlich kann Biofeedback die Selbstwirksamkeitserwartungen erhöhen, da durch die Steuerung der eigenen Körperfunktionen Erfahrungen der Selbstregulation gesammelt werden. Biofeedback findet bei den Patienten meist hohe Akzeptanz, da gute Behandlungserfolge in verschiedenen Bereichen erzielt werden können und die Anwendung unkompliziert und schmerzfrei ist (Rief & Birbaumer, 2006).

Quellenangaben:
Rief, W. & Birbaumer, N. (2006). Biofeedback: Grundlagen, Indikationen, Kommunikation, praktisches Vorgehen in der Therapie (2. Aufl.). Stuttgart: Schattauer.

3. Anwendungsbereiche

EnergieEines der Hauptanwendungsgebiete ist die Reduktion von Stress. Chronische Stresszustände (Disstress) versetzen den Körper in dauernde Alarmbereitschaft und bewirken eine Verringerung der Selbstregulationsfähigkeit des Organismus, sprich die betroffene Person kann sich nicht mehr entspannen und verbleibt in einem erregten Zustand. Dies spiegelt sich auf psychischer und physischer Ebene wider, es kann zu sogenannten Stresskrankheiten wie Depressionen, Burnout, Schlafstörungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen kommen. Viele chronische Stresspatienten merken es gar nicht mehr, dass sie stetig nervös und angespannt sind und unfähig, sich zu entspannen. In einer Stresssituation kommt es durch hormonelle Vorgänge zur Erhöhung der Herzfrequenz, des Pulses, zur Steigerung der Atemfrequenz und Abflachung des Atems sowie zur Aktivierung der Schweißdrüsen (Erhöhung der Hautleitfähigkeit). Diese unbewusst ablaufenden Vorgänge können mittels Biofeedback beobachtbar gemacht werden. Der optimale Ablauf einer Stressphase, die wir öfters durch die Anforderungen des Alltags nicht verhindern können, ist durch die anschließende schnelle Regeneration gekennzeichnet. Mit einem Biofeedback-Training wird die optimale Stressregulation, also tiefe Entspannung, geübt und anschließend auf den Alltag übertragen. Angestrebt wird, dass die Person nach dem Training ihr eigenes Stresslevel reduzieren und Entspannung induzieren kann.

Biofeedback wird weiter als Therapiebaustein bei Angsterkrankungen eingesetzt. Bei hyperventilierenden Patienten, Panikattacken, Phobien etc. besteht häufig ein generell hohes Aktivierungsniveau, die Betroffenen sind den ganzen Tag angespannt und nervös. Mit Biofeedback kann dieses generelle Aktivierungsniveau durch das Erlernen von Tiefenentspannung reduziert werden und die Downregulation in Angstanfällen kann geübt werden (Crevenna, 2010).

Auch bei Belastungsreaktionen nach einem Trauma (z.B. Verkehrsunfall, Todesfall, Gewalterfahrung) wird Biofeedback eingesetzt, da die Patienten häufig unter einer übersteigerten Aktiviertheit leiden. Zudem kann die Methode unterstützend zur konventionellen Trauma-Desensibilisierung eingesetzt werden.

Ebenso bei Hyperaktivität (ADHS) kann Biofeedback unterstützend wirken, um Eigenkontrolle und Selbstregulation zu erlernen. Die Anwendungsgebiete des Biofeedbacks sind breit und können bei sehr vielen Problematiken unterstützend wirken.

Quellenangaben:
Crevenna, R. (2010). Biofeedback: Basics und Anwendungen. Wien: Maudrich Verlag.

4. Entspannungstraining mit Biofeedback

SteineIn dieser Praxis besteht eine Spezialisierung in Atemfeedback sowie in der Messung der Hautleitfähigkeit, was sich für Entspannungstraining eignet. Biofeedback stellt einen Baustein in der psychologischen Behandlung dar und wird bei uns meist als Zusatz zur psychologischen Behandlung eingesetzt.

Atemschule

AtemkurveIn Stresssituationen verändert sich die Atmung und besteht hauptsächlich aus Brustatmung in schneller Frequenz. Gegensätzlich atmen wir in einem entspannten Zustand tief, langsam und rhythmisch. In der Biofeedback-Behandlung wird eine Entspannungssituation hergestellt und die eben genannten Parameter werden über die ganze Sitzung hinweg erfasst. Die sogenannte Atemschule, bei der die Atemfrequenz und Atemtiefe in einer Atemkurve dargestellt wird, eignet sich zur Bewusstmachung des individuellen Atemmusters. In einem gezielten Atemtraining wird versucht, den Unterschied von Brust- und Bauchatmung bewusst zu machen und die angestrebte tiefe Bauchatmung zu trainieren. Die Atmung ist ein sensibler Parameter, der sich bei Stress und Belastung verändert. Über die Regulation der Atmung kann die Anspannung reduziert und Tiefentspannung induziert werden (Crevenna, 2010).

Unregelmässige AtemkurveZu Beginn kann der Patient einfach passiv die eigenen Körperfunktionen beobachten und ausprobieren, wie sich die Atemkurve verändert. Adäquate soll von dysfunktionaler Atmung unterschieden werden: tiefe statt flacher Atmung, langsame Atemfrequenz von etwa 9-12 Zügen pro Minute, rhythmisches Atemmuster, Bauch- statt Brustatmung etc.
Der nächste Schritt besteht darin, eine Strategie zu entwickeln, sich aktiv zu entspannen und die erfolgreichen Strategien zu trainieren. Mit Biofeedback kann der Unterschied zwischen dem Gefühl der Anspannung und Entspannung verdeutlicht werden.

Training Hautleitwert

Das Hautleitwert-Biofeedbacktraining wird vor allem bei der Behandlung von Angstzuständen, Stresserscheinungen, emotionalen Problemen und Überreaktionen wie auch bei verschiedenen Arten von Hypertonie erfolgreich eingesetzt.

BiofeedbackAuch beim Erlernen von wirksamen Entspannungsmethoden leistet das Hautleitwert-Biofeedback einen guten Dienst. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigten, dass beim Training des Hautleitwerts (absenken des Leitwerts, senken des Stresswerts) eine Reduktion des allgemeinen Erregungsniveaus entsteht. Beim Absinken des Hautleitwerts sinkt parallel die Herzfrequenz, verbessert sich der Herzrhythmus, sinkt die Atemfrequenz bei gleichzeitiger Zunahme der Atemtiefe. Menschen mit feuchten Händen (unbewusste Stressreaktion) konnten durch das Training des Hautleitwerts ihre Hände auf Dauer angenehm trocken halten und das auch in Stresssituationen.

Die bewusste Veränderung der Atmung bzw. die Lerneffekte in den Behandlungseinheiten sollten zuhause gezielt geübt werden, um den Transfer der Technik in den Alltag zu erzielen. Der Patient sollte sich zuhause in den verschiedenen Situationen, die eigene Atmung bewusst machen und in einem weiteren Schritt, zielgerecht durch Atmen entspannen.

Weiter können während des Biofeedback-Trainings gezielt Belastungssituationen (z.B. Stressinduktion durch Kopfrechnen, unangenehme Fragen beantworten) oder Angstreaktionen (z.B. durch Vorstellen einer angstauslösenden Situation) hergestellt werden, damit das Training realitätsnah bleibt. Ziel ist es, eine ungünstige Atmung während der Belastung möglichst zu vermeiden und sich anschließend durch die Beruhigung des Atems schnell zu erholen (Bruns & Praun, 2002).

Quellenangaben:
Bruns, T. & Praun, N. (2002). Biofeedback: ein Handbuch für die therapeutische Praxis. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Crevenna, R. (2010). Biofeedback: Basics und Anwendungen. Wien: Maudrich Verlag.